Eine gute Sitzposition ist der halbe Spaß. Sie entscheidend darüber, ob Du auf längeren Touren locker und langfristig beschwerdefrei fährst.
Beim Kaufen eines gebrauchten Rennrades kannst Du den "einfachen Check" durchführen. Damit stellst Du sicher, dass das Rad überhaupt an dich anpaßbar ist und die Rahmenhöhe nicht völlig daneben liegt. Möchtest du ein neues Rennrad kaufen, sollte der Händler vorab deine Körpermaße nehmen, dich bei der Auswahl der Komponenten beraten und bei Übergabe das Rad entsprechend "fitten". Spezielle Tipps beim Kauf von Rennrädern für Frauen findest HIER.
Einsteiger fühlen sich zunächst oft mit einer kompakten und aufrechten Sitzposition wohl. Ambitionierte oder sehr bewegliche Fahrer sitzen deutlich flacher auf dem Rad. Das hat aerodynamisch große Vorteile, erfordert aber eine hohe Beweglichkeit und Übung.
"DIE" richtige Sitzposition gibt es dabei nicht, aber es gibt Empfehlungen, die für sehr viele Rennradfahrer passen. Die individuelle Haltung auf dem Rad hängt letztendlich von vielen Faktoren ab: Körpergröße und -proportionen, Beweglichkeit, Übung, Radsportdisziplin.
Investiere unbedingt 1 bis 2 Stunden, um deine Sitzposition zu überprüfen und dein Rad optimal auf dich einzustellen!
Bevor du mit dem Bikefitting anfängst, hier einige wertvolle Tipps zur Auswahl der richtigen Rahmengeometrie. Es ist mehr als nur Rahmenhöhe!
Falls Du bereits ein Rad hast, das optimal für deine Körperpropotionen passt, und ein neues Rad mit vergleichbarer Geometrie suchtst, gibt es ein tolles Tool um Rahmengeometrien zu vergleichen:
Das Tool legt die Geometrien zweier Rahmen übereinander und vergleicht in einer Tabelle die wesentlichen Parameter. Die Datenbank ist riesig!
In folgendem Video erkläre ich einfach und kompakt, wie Du ein Bikefitting mit einfachen Mitteln selber machen kannst. Die neutrale Grundeinstellung von Sattelhöhe, Setback, Vorbaulänge und -winkel für eine optimale Sitzposition auf dem Rennrad.
Ein professioneller Bikefitter hat durch seine technische Ausstattung mit Videoanalysen, Lasern, Softwaretools usw. deutlich erweiterte Möglichkeiten exakte statische und dynamische Analysen durchzuführen.
Vor dem Neukauf eines Rades oder bei nachhaltigen Beschwerden ist ein Bike Fitting vom erfahrenen Profi sinnvoll. Empfehlen kann ich Mario Kummer in Nürnberg oder Gebiomized in Münster, die ich beide aus persönlicher Erfahrung kenne.
Mit den hier beschriebenen einfachen Tools kannst Du eine Grundeinstellung vornehmen.
Im folgenden sind die Grundlagen eines Bikefittings mit einfachen Tools zum Selbermachen beschrieben. Für ein Bikefitting zuhause benötigst Du:
Setze dich in Radhose und Radschuhen auf das Rad und greife auf den Oberlenker.
Klicke nicht in die Pedale ein, sondern stelle den Absatz deines Fusses auf die Pedale und strecke nun ein Bein bis es parallel zum Sattelrohr getreckt
ist. Achte darauf, dass deine Hüfte dabei nicht abknickt. Der Absatz sollte nun locker auf dem Pedal aufliegen, ohne
dass die Sattelstütze überproportoinal ein- oder ausgefahren ist!
Klicke jetzt in die Pedale ein. Deine Arme sollten in Bremsgriffhaltung leicht gebeugt sein, der Winkel zwischen Oberarm und Körper circa 90 Grad betragen.
Der Oberkörper ist ca. auf 42 bis 45 Grad geneigt. Ein "Katzenbuckel" würde auf einen zu kleinen Rahmen oder zu kurzen Vorbau
hinweisen. Eine sehr flache Position ist sehr sportlich.
Bewerte subjektiv nach Körpergefühl: Fühlst Du dich so wohl, dass Du stundenlang in dieser Position Rennrad fahren magst?
Viele Hersteller nehmen die Körpergröße als Auswahlkriterium für die Rahmenhöhe an. Das ist zwar ein erstes Kriterium, führt aber selten allein zur optimaler Sitzposition. Die Messmethode der Rahmenhöhe ist zudem von Hersteller zu Hersteller sehr individuell.
Dass die Rahmenhöhe allein zur Auswahl nicht reicht, erläutert nebenstehendes Bild anschaulich: Je nachdem, ob Du ein Sitzriese (kurze Beine -
langer Oberkörper) oder Langbeiner bist, sollte der Rahmen langgestreckt oder kurz/kompakt sein.
Dazu wurde vor einigen Jahren der Stack to Reach (STR) - Wert eingeführt, der eine Aussage über die Proportion eines Rahmens gibt.
Sportlich gestreckte Rahmen liegen bei einem STR von 1,4, sehr kompakte, kurze Rahmen bei über 1,5. HIER findest Du weitere Informationen dazu.
Die Einstellung der Sattelposition kannst Du selbst vornehmen. Du braucht folgende Werkzeuge: Ein Maßband oder Zollstock, ein paar Inbusschlüssel oder ein Multitool mit den gängigsten Schlüsseln, eine Wasserwage oder ein großes Buch, ein Lot und einen Helfer. Hast Du einen Rahmen aus Carbon, solltest Du einen Drehmomentschlüssel verwenden.
Zunächst mißt Du deine Schrittlänge. Dabei sollte dir jemand helfen.
Ziehe deine Schuhe aus und stelle dich auf einen harten Boden. Klemme die Wasserwaage mit leichtem Druck nach oben in deinen Schritt. Lasse nun deinen Helfer die
Schrittlänge vom Fußboden bis zur Oberkante der Wasserwage messen. Du kannst die Schrittlänge auch mit einem großen Buch im Schritt an einer Wand ermitteln.
"0,885"
Die Schrittlänge wird mit dem Faktor 0,885 mulitpliziert. Das ist deine Sitzhöhe.
Miss von der Mitte des Tretlagers bis zur Oberkante des Sattels in der Sattelmitte.
Schiebe die Sattelstütze soweit heraus, dass deine Sitzhöhe wie berechnet eingestellt ist und ziehe die Schraube an der Klemme wieder fest.
Beachte: Bei Carbonrahmen solltest Du einen Drehmomentschlüssel verwenden. Das Anzugsmoment findest Du in der Regel auf dem Rahmen abgedruckt.
Überprüfe znächst die Stellung der Schuhplatten: Sie sollten mittig unter dem Großgelenkt des Großzehes montiert sein. Das ist recht einfach auf der Innenseite des
Schuh abzutasten und zu markieren.
Klicke in die Pedale ein und drehe an der Kurbel bis der Kurbelarm auf 3:00 Uhr (bzw. 9:00 Uhr auf der anderen Seite) ist. Bitte nun deinen Helfer das Knielot zu nehmen: Das Lot wird unterhalb der Kniescheibe angelegt und sollte durch die Pedalachse gehen oder 1 bis 2 cm davor.
Schiebe den Sattel entsprechend vor oder zurück bis dies erreicht ist. Ist hier eine starke Verschiebung notwendig gewesen, solltest Du die Sattelhöhe nochmals wie oben beschrieben nachjustieren!
Für die Einstellung des Cockpits gibt es keine einfache Vermessung und Berechnung wie bei der Satteleinstellung. Nur mithilfe der Messtechnik eines professionellen
Bikefittings können Winkel an Hüfte, Schulter und Ellbogen exakt bestimmt und optimiert werden. Außerdem erfordern Einstellarbeiten am Cockpit fortgeschrittene Schrauberkenntnisse. Dazu unten
mehr. Für den Hausgebrauch und zur Orientierung, ob dein Rad "paßt", hier ein paar qualitative Hinweise, die deutlich machen, worauf man überhaupt achten
sollte.
Setze dich in Bremsgriffhaltung auf das Rad. Für eine neutrale Sitzposition sollte:
So sitzt Du entspannt und hast nicht das Gefühl, dich unangenehm strecken zu müssen, um die Bremsschaltgriffe zu erreichen. Prüfe auch in
Oberlenkerhaltung.
Je geringer die Überhöhung des Sattels zum Lenker ist, umso bequemer sitzt du auf dem Rad. Je größer die Überhöhung ist, umso sportlicher und aerodynamischer wird es.
Lege die Wasserwaage auf den Sattel und miss die Überhöhung zum Lenker wie im Bild. Der Sattel ist waagerecht zu montieren. Er sollte weder nach vorne noch nach hinten kippen.
Zur groben Orientiertierung: Bei sehr kleinen oder unbeweglichen Personen reichen 1 bis 2 cm, bei gr0ßen Fahrern können es 7 bis 8 cm, bei sehr sportlicher Position über 10 cm sein. Ich fahre mit meinen 172 cm und kurzem Oberkörper 4 bis 6 cm. Große Profis fahren bis zu 15 cm!
Die Sattelüberhöhung und die Sitzlänge sind ausschließlich über das Cockpit, dass heißt Vorbauwinkel und -länge, Spacer (siehe unten) und Lenkerform anzupassen. Die Satteleinstellung ist durch die Beinlänge, wie oben beschrieben, definiert und fix.
Das heißt: Das Cockpit wandert relativ zum Sattel, nicht umgekehrt!
Prüfe abschließend die Lenkerbreite. Sie sollte ungefähr der Breite deiner Schulter entsprechen.
Eine suboptimale Lenkerbreite kannst Du am Anfang noch tolerieren, soweit es nicht völlig aus dem Rahmen fällt.
Zusammengefaßt lassen sich die "Big Five" des Bikefittings definieren:
Wie oben beschreiben, ist die Position des Sattels mit einfachen Bordmitteln zu ermitteln und einzustellen. Komplizierter wird es, wenn es um das Cockpit geht. Insbesondere bei sehr modernen Rennräder mit Vorbau/Lenkereinheiten aus einen Guß und vollintegrierten Zügen, die im Lenker und Rahmen verlegt und von außen nicht mehr sichtbar sind. Das sieht toll aus, ist aber beim Umbau ein zeitaufwendiger und kostspieliger Aufwand, der nur von einem erfahrenen Mechaniker durchgeführt werden sollte.
Einfache oder ältere Räder haben in der Regel vergleichsweise einfach umbaubare Cockpits. Vorbauten, Spacer, Lenker können einzeln getauscht werden. Juchu!
1. Der Vorbau kann gedreht oder ohne sehr großen Aufwand und Kosten getauscht werden. Vorbauten gibt es in allen möglichen Längen und mit verschiedensten Winkeln für unter €50. Für die richtige Auswahl benötigst Du Länge, Winkel und die Durchmesser von Lenker und Gabel.
2. Unterhalb des Vorbaus befinden sich eventuell einige Ringe, sogenannte Spacer, mit der die Lenkerhöhe in geringem Maße noch angepaßt werden kann. Voraussetzung ist, dass der Gabelschaft (noch) nicht zu stark gekürzt wurde.
3. Aufwendiger, besonders wenn die Züge für Schaltung und Bremsen innenverlegt sind, ist der Tausch des Lenkers gegen einen mit einem anderen Bogen (beschrieben durch "Reach" und "Drop" und anderer Breite.
Nach der Demontage des Vorbaus oder des Lenkers muß in der Regel das Lagerspiel des Steuersatzes neu eingestellt werden. Diese Arbeiten sollten von einem erfahrenen Schrauber durchgeführt werden. HIER mein Video dazu.
Reicht das alles nicht, bleibt nur den Rahmen oder das ganze Rad zu tauschen. Vorbaulänge und -winkel, Lenkerformen und Spacertürme sind nur in Grenzen sinnvoll zu variieren. Extreme Werte wirken sich unter Umständen sehr negativ auf das Fahr- und Lenkverhalten aus.
Wie beim Schuhkauf: Ist der Schuh zu groß oder klein, nützt es nichts die Schnürsenkel enger oder weiter zu schnüren oder zu tauschen.