Bikepacking in Topeka / Kansas

Kein Rad, viel Musik und Brown vs. Board

Eine verrückten Radreisegeschichten in meinem Leben, denn ich hatte nicht mal ein Rad dabei...

 

Meine Freundin Richetta Manager ist ein sehr besonderer Mensch: Erfolgreiche Opernsängerin, auf den größten Bühnen dieser Welt zuhause. Richetta wuchs in Topeka/Kansas auf. Dort besucht sie möglichst jedes Jahr ihr über 90-jährige Mutter, Mirlie.

 

Seit Jahren habe ich vor, Richetta und ihren Mann Peter zu begleiten. 2021 ist es soweit. 3 Wochen Topeka sind geplant und gebucht. Ohne Rad. Richetta hat eine großen Gala Auftritt anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Washburn Univerity. Sie ist Stargast mit TV- und Radioauftritten. Offiziell begeite ich Richetta als ihre persönliche Fotografin (mein zweites Hobby). Damit darf ich überall hinter die Kulissen. Pünktlich zu Thanks Giving bin ich da und feiere mit der Familie eines der wichtigsten Feste in den USA. Doch wie gesagt - ich bin ohne Rad.

 

Dann endecke ich im der Garage von Mum Mirlie das über 50 Jahre alte Rennrad von Richetta! Ein billiges Kaufhausrad von JC Penny im desolaten Zustand. Eine Mission geginnt - Peter und ich versuchen das Wrack wieder fahrbereit zu machen. Nach gefühlten 10 Besuchen beim örtlichen Fahrradhändler, dem Kauf viel zu teuerer, überalteter Ersatzteile, einer ersten Testtour, bei der das Tretlager einseitig einfach herausfällt, ist irgendwann soweit: Immerhin drei der ehemals 10 Gänge schalten. Manchmal. Die Bremsen ... naja ... bremsen manchmal ... Die Sattelstütze hält erst, nachdem ich mit Seitenbacher Müsliriegelverpackung das Sattelrohr verstärke.

 

Mit reichlich Abenteuerlust ausgestattet unternehme ich immerhin vier Touren in das Hinterland von Topeka. Cirka 250 -300 km (kein Tacho dabei) kommen zusammen. Dabei ist mir lange nicht immer wohl. Vororte, die man in Deutschland als "Brennpunkte" bezeichnen würde, megagroße Farmen mit Rudeln von Hunden, die bestimmt noch niemals einen Radfahrer gesehen haben (eine völlig unmögliche Fortbewegungsart in den USA) und gerne wissen würden, wie der schmeckt, ein desolates Rad ohne Bremsen. Egal. Nix passiert, wie immer und ich habe Spaß!

 

 

3 Wochen in einer schwarzen Musiker Community

 

Diese Reise hat mich nachhaltig beeindruckt und verändert. Ich habe zum Ende des Studiums für einige Monate in den USA gearbeitet und dachte ich hätte einen tieferen Eindruck von der Gesellschaft.

 

Aber drei Wochen fast ausschließlich unter Schwarzen zu sein, hat mir offenbart, wie sehr sich diese Mensschen in jeder Sekunde ihrer Hautfarbe und der daraus resultierenden Diskriminierung bewußt sind.

 

Wer Interesse hat, liest über die Geschicht von Brown vs. Board, auf die in Topeka überall Bezug genommen wird. Oder über die ersten Verfassungsentwürfe Mitte des 19. Jahrhunderts, in denen heftig über die Weiterführung von Skaverei gestritten wurde. Siehe das Kapitel Verfassungentwürfe in  Wikipedia.

 

Mirlie, die über 90 jährige Mutter von Richetta, und auch Richetta erzählen tief bewegt von den Diskriminierungen in ihrer jeweiligen Generation. Ich habe täglich erlebt, dass das heute lange nicht überwunden ist. Unfassbar.

 

Inhalte von Powr.io werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell und Marketing), um den Cookie-Richtlinien von Powr.io zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Powr.io-Datenschutzerklärung.