Bikepacking Vorbereitung

Selbst bei noch so detaillierter und sorgfältiger Planung- unterwegs können die unglaublichsten Dinge passieren. Mal ehrlich: Genau deshalb machen wir Bikepacking, oder? Eine Flucht aus unserem Alltag, verlassen der Komfortzone, ein kalkulierbares Abenteuer. Meistens jedenfalls.

 

Wetterkapriolen können wir mit einer durchdachten Ausrüstung halbwegs abfedern. Hitze, Kälte, Regen, Wind - alles eine Frage der maximal flexiblen Kleidung bzw. Campingausstattung. Eine gute Beleuchtung bringt Sicherheit und, geschickt genutzt, auch den Strom für unsere digitale Ausstattung. Der geübte Umgang mit Goolge und diversen Apps, besonders zur Suche von Unterkünften und spontanen Strecken(um)planungen, ist genauso segensreich wie vielfältige Sprachkenntnisse. Auf Menschen zugehen zu können, kann ebenfalls sehr hilfreich sein.

 

Bei meinen Touren mit verschiedenen Begleitern habe ich vor allem gelernt, dass der Umgang mit unvorhergesehenen Herausforderungen von Mensch zu Mensch SEHR unterschiedlich ausfallen kann. Was der eine weglächelt oder sich die Schenkel vor lachen klopft, überfordert den anderen total. C´est la vie - die Auswahl der Buddys will wohl überlegt sein.

 

Zum Start eines neuen "Projektes" sind für mich neben den selbstverständlichen Fragen wie Ziel und Dauer folgende Dinge zu klären oder entscheiden:

  • Hin- und Rückreise: Schiff, Flugzeug, Bahn, Auto?
  • Klimatische Bedingungen
  • feste Unterkünfte, Camping oder Mix
  • solo oder Team
  • Klärung alltäglicher Dinge, wie einkaufen, bezahlen, verständigen

Vieles gestaltet sich von Land zu Land sehr unterschiedlich, daher sind allgemeine Tipps kaum möglich. Besonders herausfordernd gestaltet sich oft die Klärung der Hin- und Rückreise.  Die Recherche "wie wohin kommen" ist oft ernüchternd. Bahnen sind in vielen Ländern Europas nicht wirklich auf Radreisende eingestellt. Einen groben Überblick gibt das Bike Magazin. Beim Fliegen ist die Herausforderung auf der Rückreise am Flughafen einen Fahrradkarton oder Pappe und Folie parat zu haben. Logistisch erfordert das einiges an Organisationstalent. Ich fahre daher recht gerne mit dem Schiff in mein Zielgebiet. Für mich vergleichsweise einfach, da ich an der Küste wohne und die Nordseehäfen gut erreichbar sind.

Streckenplanung

Das am weitest verbreitete Planungstool für die Streckenplanung ist zur Zeit Komoot. Ich nutze es in der Premiumversion, die die Planung von Mehrtagestouren mit Vorschlägen für Unterkünfte am Zielort bietet.

 

Vorab schaue ich mir gerne die Collectionen anderer Nutzer an. Dort sind oft viele tolle Routen detailliert und aufwendig beschrieben. Die Suchfunktion von Komoot ist dabei sehr hilfreich. Mittlerweile gibt es einen separaten Bereich für Bikepacker.

 

Eine zusätzliche klassische Karte in Papier kann für die Planung längerer Reisen am PC noch immer sehr hilfreich sein, da unter Umständen die Klassifizierung der Strassen besser erkennbar ist. Zur Tour nehme ich die Karten nicht mit.

 

Unterwegs kann ich per Handy in die Streckenplanung von Komoot eingreifen und sie anpassen. Besser geht´s allerdings am Tablet.

 

Auf meinem Garmin 1030 ist Komoot als IQ-App installiert. Klappt hervorragend, solange das Garmin bei Abfahrt am WLAN hängt oder das gekoppelte Handy ein Netz hat ... ;-)

 

Sehr ausführliche Infos zum Umgang mit Komoot, verschiedener Hardware und möglichen Alternativen findest Du beim GPSRadler.

 

Tipp

 

Die Länge der Tagesstrecken plane ich eher zurückhaltend. Tagesetappen mit Netto-Fahrzeiten von 5 bis 6 Stunden passen für mich. Kilometerangaben sind schwierig: Im Mittel werden sie mit dem Reisegravel bei 80 bis 100 km liegen, mit dem schnellen Gravel und sehr leichtem Gepäck aber auch weit darüber.

So erhalte ich mir die Option spontan einen Bogen extra zu fahren, eine Wanderung zu machen, mich mit Menschen zu unterhalten oder was auch immer es spontan zu entdecken gibt, zu entdecken. Ich möchte das Land in dem ich reise nicht im Renntempo durchfahren, sondern eher touristisch.

 


Navigation

In der Regel navigiere ich mit meinem Garmin 1030. Da ich seit vielen Jahren Garmin nutze, bin ich mit der Bedienphilosophie sehr vertraut. Die Anbindung an die Planungsapp Komoot funktioniert ausgezeichnet!

 

Auf das Garmin habe ich einen OSM-Kartensatz von Kowoma aufgespielt. Diese Karten sind in der differenzierten Darstellung der Strassentypen einfach genial! Leider wird Kowoma nicht mehr gepflegt, aber es gibt diverse OSM Alternativen.

 

Mittlerweile sind die originalen Karten von Garmin erheblich besser als in den Anfangsjahren, so dass es vielleicht eher Geschmacksache oder Gewohnheit ist, welche Karten man bevorzugt.

 

Wer sich tief einlesen möchte, findet beim GPS Radler ein riesige Fülle an Informationen.

 

Tipp

 

Für die kurze Orientierung in einem Ort oder wenn ich bei sehr starkem Regen durch die Brille nichts mehr sehe, navigiere ich mit Hilfe der akustischen Anweisungen von Komoot oder anderen Navigationsapps des Handys mit In-Ears.

 


Wo schlafe ich die nächste Nacht?

Bereits während der Planung versuche ich Etappenorte zu finden, in denen Hotels oder Campingplätze in der Umgebung zu finden sind.

 

Die endgültige Buchung nehme ich meistens erst am Vorabend zu nächsten Etappe oder sogar während des Tages vor. In einigermaßen zivilisierten und nicht zu entlegenden Gegenden ist das gar kein Problem, jedenfalls solange man ein Handynetz hat. Im Notfall wird das Zelt aufgeschlagen. Dort wo sonst nichts mehr ist, stört das Wildcampen auch niemanden mehr :-)

 

Ich suche und finde meine Unterkünfte in der Regel hier:

 

Tipp

 

Je länger ich unterwegs bin, umso eher kann es passieren, dass ich vom Tourplan abweiche - gewollt oder ungewollt. Da wäre ein strenger Etappenplan mit vorgebuchten Unterkünften ein echter Stressfaktor.

 

Tipp

 

Ich schlage auf die Nettoetappen rund 10 bis 15% an zusätzlichen Tagen auf, so dass ich besonders bei vorgebuchten Rücktransporten per Bahn, Flieger oder Fähre immer etwas Luft für Unvorhergesehenes habe. Außerdem sind Ruhetage auch mal ganz schön :-)

 


Zuhause vorbereiten, unterwegs genießen

Der Baukasten für leckere Bikepacking Rezepte

Unterwegs genieße ich gerne die lokale Küche. Als eiserne Reserve und um autark zu sein, bereite ich einige Hauptmahlzeiten vor meinen Reisen selbst zu. "Fertigfutter" mag ich einfach nicht - ich empfinde es oft als überwürzt. Die Zutatenliste dieser Produkte im Kleingedruckten  schreckt mich meistens eher ab.

 

Couscous, Kartoffelpüreepulver,  oder chinesische Instantnudeln sorgen für die nötigen Kohlenhydrate. Aufgepeppt  mit gefriergetrocknetem Gemüse oder als süße Variante mit Trockenobst mit diversen Gewürzen aus der arabischen oder asiatischen Küche ist es lange haltbar und bietet viel Abwechslung in der Geschmackswelt. Vieles davon ist in Bioqualität erhältlich.

 


Baukasten getrockner/gedörrter Zutaten
Kohlenhydrate Gewürze/Kräuter Gemüse/Obst Sonstiges
Bio - Couscous
ital. Kräutermischung, Petersilie, Minze, ... gertr. Bio - Suppengemüse
Tomatenpulver (und davon gaaanz viel :-)
Bio Kartoffelpürree Zimt (& Zucker)
getr. Biotomaten Parmesan
Instant Bio- Hartweizennudeln
Koriander, Ingwer, Kreuzkümmel, Kurkuma, Anis

getr. Bio - Paprika, Zuccini, Brokkoli, Möhren, ...

(Röst-) Zwiebeln

Müsli Knoblauch
getr. Pilze Bio - Milchpulver
  WOK-Mischung getr. Oliven Veggiehack
  Gemüsebrühe Trockenbeeren /-obst Oliven-, Erdnuss, Sesamöl, Sojasauce, Erdnussbutter

Meine Faustregel: pro Mahlzeit circa 200 Gramm Fertignahrung, davon circa 100 Gramm Couscous, Nudeln oder Kartoffelpürreepulver. Soweit möglich kaufe ich alles in Bioqualität. Die Mahlzeiten werden vor der Tour in 1 Liter Zipptüten zusammengestellt oder sogar im Vakummierer noch auf minimalstes Packmaß zusammengeschrumpft.

Für ein bißchen Abwechselung versuche ich verschiedenste Geschmacksrichtungen aus den getrockneten Zutaten zu realisieren:

  • Asia I: Woknudeln + viel Gemüse + Wokgewürz oder Korinander + Ingwer; ist mit viel Wasser auch als Suppe lecker

  • Asia II: Sauce vorbereiten und in Plastiflasche abfüllen: Erdnussbutter, Sojasauce, Erdnussöl, Sesamöl, Chili
    Reisnudeln, getr. Pilze & Lauch, Röstzwiebeln
  • deftig: Kartoffelpürree + Pilze (vorher einweichen) + Röstzwiebeln + Petersilie + Gemüsebrühe + ggfs. Milchpulver

  • mediterran: Instandnudeln + Tomatenpulver + getrock. Tomaten + Gemüse + Zwiebeln + ital. Kräuter + Parmesan

  • arabisch: Couscous, getr. Paprika & Zucchini, Kreuzkümmel; falls möglich frische Sauce aus Joghurt, Minze, Zitronensaft
  • süß: Couscous + Zimt & Zucker + Trockenobst /-beeren + Nüsse

Unterwegs muss ich diese Mahlzeiten nur mit heißen Wasser aufgießen und ein paar Minuten ziehen lassen.

 

Letztendlich geht aber nichts über frisches Gemüse. Wenn irgendwie möglich, versuche ich einkaufen zu gehen und wenigstens für 2 bis 3 Tage vorzusorgen.

Tipp 1

 

Wer keine Lust auf soviele Zutaten hat, nimmt einfach Tütensuppen als fertige "Gewürzmischung". Tomatensuppen für Nudelgerichte oder Pilzsuppe für Kartoffelpürree eignen sich sehr gut für die  schnelle Zubereitung.

 

Tipp 2

 

Die Gerichte sind auch für´s Büro eine gute Alternative zu mancher Kantine oder dem täglichem Gang zum Bäcker.

 

Tipp 3

 

In der Regel habe ich eine Kunstoffflasche mit Olivenöl dabei und gieße der Mahlzeit ein paar Löffel zu: Das erhöht den Kaloriengehalt und es macht anhaltend satt - gut nach einen langen Tag auf dem Rad.