Meine ersten Touren habe ich in den 90ern unternommen. Damals maximal eine Woche mit dem Rennrad (das Gravel war noch nicht erfunden) und Rucksack. Wegen Nackenproblemen konnte ich keinen schweren Rucksack über mehrere Stunden tragen. Daher war ich damals bereits absolut minimalistisch unterwegs und kam für eine Woche mit einem 15 Liter Rucksack mit maximal 3 kg Gepäck hin. Eitel darf man dann allerdings nicht sein :-)
Die Ausstattung an Rädern, Campingausrüstung, Taschen, Kleidung uvm. hat sich über die Jahre deutlich erweitert und verfeinert. Wer leicht und flexibel unterwegs
sein möchte, findet heute viele ausgereifte Produkte: Zelte unter 1-Kilo, ultraleichte hochisolierende Isomatten, hochwertige, superflexible Funktionskleidung.
Ultraleicht Bikepacking ist immer ein Kompromiss aus Minimalismus und Mindestkomfort. Hier ein Einblick in meine ganz persönlichen Checklisten für Bikepacking Touren mit unterschiedlicher Länge, Land, Jahreszeit, Komfort, Zelt oder Hotel, Begleiter oder Solo. Aus dieser Maximalliste wähle ich je nach dem entsprechenden Erfordernissen einer Tour aus. Und ja - ich habe jedes der empfohlenen Produkte selbst gekauft, kein Sponsor in Sicht ...
Für meine Touren habe ich zwei verschiedene Gravelräder (beides Selbstaufbauten) zur Auswahl.
Mit diversen Taschen kann ich die beiden Räder allen Anforderungen anpassen.
Das sportliche "Froo Pink" ist mit einer elektronischen Schaltung (SRAM eTap, 50/34 und 11/32), SRM Powermeter, 50mm Felgen, 30mm Tubeless mit leichten Stollen (Schwalbe G-one Speed) ausgestattet.
Meistens wird es nur mit der "Arschrakete" bestückt, selten kommen an dieses Rad zusätzlich eine Rahmentasche und/oder Lenkerrolle zum Einsatz. Das Setup reicht für ich je nach Wetter für ein bis zwei Wochen bei Übernachtung im Hotel.
Für die längeren Bikepacking Touren über mehrere Wochen mit "Campinggeraffel" habe ich mir mein Reisegravel "Friesenstolz" mit mechanischer Ultegra RX mit 48/33 und 11/36, 45mm Carbonfelgen mit 35mm Continental Terraspeed tubeless aufgebaut. Am Rahmen gibt es Ösen an Gabel und Hinterbau zur Montage verschiedener Taschen und Gepäckträger:
Als Beleuchtung ist vorne eine Lupine Wilma* mit 50Wh Akku montiert, den ich gleichzeitig als Powerbank nutze. Lupine bietet dazu entsprechende USB-Adapter (Charger* und USB Adapter*). Das Rücklicht ist ein Lupine Rotlicht*.
Mal eben die "Arschrakete" an´s Rad geklettet und los geht´s. Für kurze, sonnige Touren ohne Zelt eine unkomplizierte, schnelle Lösung, ohne dass man gleich in ein spezielles Reiserad oder Randonneur investieren muß.
Sobald mehr Gepäck gebraucht wird, wird es fahrdynamisch jedoch grenzwertig: Die vollbeladene Arschrakete wackelt wie ein Lämmerschwanz und der hohe Schwerpunkt des Taschensetups mit Lenkerrolle und Rahmentasche wird schwierig fahrbar.
Für moderne und sportliche Räder ohne Ösen zur Befestigung von Gepäckträgern und mit Scheibenbremsen und Steckachsen gibt es eine genial einfache und günstige Lösung, die ich in meinem Video vorstelle. Schaue gerne rein!
Folgende Teile habe ich für den Umbau verwendet:
Bei kurzen Touren fahre ich nur mit einer sogannten "Arschrakete", dem Topeak "Backloader*" mit 15 Litern. Reicht sie nicht, kommt der Gepäckträger ans Rad. Lenkerrolle und Rahmentasche, also das "klassiche Bikepacking - Setup" nutze ich aus den oben genannten Gründen kaum.
Die Auswahl an Taschen (-sets) ist riesengroß. Von fast jedem Typ ist bei mir mindestens eine im Bestand. Mein bewährtes Setup für längere
Touren:
Mehr als 35 Liter Gepäckvolumen mit maximal 12 kg (inklusive Taschenset) hatte ich selbst bei mehrwöchigen Touren mit Camping-ausstattung und Kleidung für
wechselhaftes Wetter (z.B. Norwegen!) noch nie am Rad. Das Eigengewicht der Taschen in der Version für mehrwöchige Touren liegt bei rund 2000
Gramm.
Tipp
Zum Schutz des Rahmens vor Schabbelstellen durch Klettbänder der Taschen verwende ich großzügig die Zefal Skin Armor* Rahmenschutzfolie* - einfach GENIAL! Sie ist kaum sichtbar, wirft keine Blasen, vergilbt nicht und ist leicht zu lösen. |
Um nicht lange suchen zu müssen, aber auch für eine optimale Gewichtsverteilung hat sich bei mir ein mit den Jahren gewachsenes Ordnungssystem bewährt.
Sehr wichtig: Beim Start habe ich immer etwas "Restluft" in den Taschen. Unterwegs kommt meistens noch was dazu. Und: geknüllte Kleidung wie Dreckwäsche braucht
mehr Platz als sorgsam zusammengelegte Kleidung.
Jedes "Thema" ist dabei in netzartigen Wäschesäcken, Zipptüten, Beuteln verpackt. Dünne Mülltüten für Dreckwäsche. Mit Klettbändern komprimiere ich zum Beispiel die Daunenjacke oder die Schuhe. Die komplette Packliste findest oben zum Download.
Meine Campingausrüsting ist ein bunter Mix von hochwertigen Marken- und günstigen Discounterprodukten. Dabei habe ich versucht, einen optimalen Kompromiss aus Gewicht, Packvolumen und großem Einsatzbereich für unterschiedlichste klimatische Bedingungen zu erreichen.
Die angegebenen Gewichte sind inklusive Verpackungen und allen Kleinteilen. Selbst nachgewogen:
3- Season Zelte:
Schlafsäcke / Quilts:
Hier kombiniere ich verschieden warme Ausführungen, die ich nach Bedarf ineinanderstecke:
Isomatte:
Das Setup wiegt in der sommerlichen Variante cirka 2,5 Kilogramm, in der Winterausführung knappe 4 kg. Für die üblichen Touren liege ich irgendwo dazwischen.
Zeltreparatur:
Video live ab Sonntag, den 30.10. ab 18.00 Uhr
Tipp 1
Da ich ohne weiches Kopfkissen nicht schlafen kann, nutze ich einen speziellen, auf der Innenseite supterweichen "Pillow Sack" von Themarest, der in der Innenseite superweich ist. Den stopfe ich abends mit der Daunenjacke aus und habe somit kein Extragramm für diese Bequemlichkeit. |
Tipp 2
Für maximale Flexibität verwende ich mehrere Schlafsäcke, die ich bei Bedarf ineinander stecke. Damit bin ich von 0° bis 30° gerüstet. Gleiche
Strategie bei der Isomatte: Für extreme Nächte geht eine alukaschierte Notfallmatte*
mit....
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Meine minimalistische Bikepacking Küche besteht aus:
Das Gesamtgewicht bleibt unter 500 Gramm. Fast alles paßt in den Topf, inkl. 100 Gramm Gaskartusche.
Für den Overnighter mit Gourmetküche (Wein, Tapas, frisches Gemüse) kommt noch eine Titanpfanne (18 cm, 130 Gramm) mit ins Gepäck.
Flexibität ist alles! Meine gesamte Kleidung für mehrwöchige Bikepackingtouren paßt selbst in der Maximalausstattung bequem in die beiden Ortlieb Graveltaschen mit je 12,5 Litern. Aus folgender Checkliste für die mehrwöchige Tour wähle ich je nach Bedarf auch für kürzere Touren aus.
Tipp
Wer superleichte "Schuhe" sucht, findet eine Möglichkeit bei Skinners* (ca. 180 Gramm): Nicht mehr als eine feste Socke, aber wenn man die Sohle der Bikeschuhe hineinlegt, ist der Laufkomfort für kurze trockene Wege völlig ok.
Eine festere Alternative sind die Merrell Glove 4* mit
sagenhaften 244 Gramm. Mit dem Barfußschuh laufe ich sogar einen Berg hoch!
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Tipp
Mein Lieblingsstück aus der Liste ist die dreiviertellange Assos Regenhose*. DIE Rettung bei Kälte oder Regen, auch in zivil. Sie ersetzt einen halben Kleiderschrank. In 3/4-Länge ist sie auch bei wärmeren
Temperaturen noch angenhem zu tragen.#
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Im Kulturbeutel gibt es viel Einsparungspotential für Grammjäger: Extremisten sägen den Stil der Zahnbürste ab, nehmen Zahnpasta in Tablettenform und Pflege- und Waschmittel in dünnen Blättern. So do I.
Handy und Garmin als Navi sind bei mir immer am Rad. Aus Gewohnheit lege ich grundsätzlich den Pulsgurt an, obwohl es für´s Bikepacking keinen Mehrwert hat, außer dass mein Daten über das Jahr vollständig erfaßt werden - ein Tribut an mein ansonsten sehr strukturiertes Training.
Meine "immerdabei" Gearlist:
Für längere Touren zusätzlich:
Da ich meine Räder selbst baue, ist meine Werkstatt wohlsortiert. Mit folgenden Werkzeugen habe ich auch unterwegs noch jeden Schaden beheben können.
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die mich unterwegs retten oder einfach begeistern, wie zum Beispiel:
Tipp Ich nehme lieber mehrere kleine als eine große große Speicherkarte mit. So geht im Schadensfall nicht gleich alles verloren. Falls unterwegs möglich, sichere ich in einer Cloud.
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Ultraleicht kennt keine Kompromisse?! Ich schon. Je länger ich unterwegs bin, umso mehr wünsche ich mir ein Mindestmaß an Komfort. Der Übergang von ultraleicht zu leicht ist fliessend. Extrem wichtig ist mir meine Schlafqualität. Frieren geht gar nicht - NIE. Und die Isomatte muss ebenfalls einen erholsamen Schlaf garantieren. Daher habe ich für einige der oben unter "ULTRALEICHT" aufgezählten Ausrüstungsgegenstände Optionen, die ich je nach Ziel, Begleitung und Dauer wählen kann.
Bei manchen Touren nehme ich als riesengroßen Komfortgewinn sogar einen Campingstuhl mit! Der Helinox Zero wiegt gerade einmal knappe 500 Gramm inklusive Tasche.
Vollständige Packliste mit Links zu den Produkten gibt es oben im Download. Klick für große Darstellung:
Ein Hinweis in Ehren:
Bitte beachte bei all´ meinen Tipps und Empfehlungen: Ich habe alle Produkte selbst gekauft und (leider) nichts von irgendwelchen Sponsoren, Händlern oder Herstellern gestellt bekommen. Mit Produkt* gekennzeichnete Gadgets sind sogenannte Affiliatelinks, dass heißt Du kannst dich direkt über diesen Link informieren und bestellen. Ich erhalte eine (sehr!) kleine Provision, für dich ändert sich nichts!
Vielen, lieben Dank! Ich stecke eine Menge Herzblut in diese Seite und freue mich über jede Unterstützung!
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1) Für den Dreh meiner Videos nutze ich übringens das Rollei Lumis Comfort* Stativ mit Ringlicht und Fernbedienung - ein beeindruckendes P/L-Verhälntnis!