Bikepacking Norwegen - Leserbericht von Stephan & Hauke

Stephan H. hatte mich vor seiner Norwegentour kontaktiert und und viele Fragen zur Durchführung gestellt. Ich habe mich sehr gefreut, nach der Tour seinen Bereicht zu erhalten. Er enthält viele wichtige und hilfreiche Tipps, die ich hier gerne weitergebe:

Stephans Mail:

Hallo Andrea,

 

 

eventuell erinnerst Du Dich noch an mich?! Ich bin der „Friesenjung“ Stephan H., und wir hatten vor ein paar Monaten bzgl. einer Bikepacking-Tour durch Norwegen telefoniert. Diese haben mein Sohn und ich kürzlich erfolgreich absolviert, und ich möchte mich nochmals ganz herzlich für das sehr hilfreiche Gespräch und die tollen Tipps im Internet bedanken.

 

Ganz viele Dinge haben wir davon „blind“ übernommen und waren sehr zufrieden mit den Entscheidungen. Vor allem der Cumulus Quilt-Schlafsack und die Daunenjacke im Thermarest-Kopfkissensack haben uns nachts hervorragend schlafen lassen. Und Dank der Quetschbeutel, gefüllt mit Zucker, Salz, Pfeffer, Chili, Honig, Zimt und Olivenöl war sogar das Camping-Essen ein Genuss.

 

Wir waren uns allerdings unsicher, wie viele Gaskartuschen man mitnehmen sollte. Da wir noch einen uralten Kocher mit drei blauen 190gr-Stechkartuschen der Marke „Campinggaz“ im Keller hatten, wurden diese kurzerhand eingepackt und auch komplett aufgebraucht. Wahrscheinlich waren diese nach 25 Jahren durch die Bodenblechfalz ein wenig ausgegast, aber zusätzlich war unser Fehler, den Kocher frei stehen zu haben (und damit zusätzlich zum Essen auch mehrmals am Tag Kaffee zu kochen – ohne geht es einfach nicht 😊 ). Erst später haben wir festgestellt, dass man den Kocher besser im windgeschützten Zelteingang aufstellt, wo das Wasser nach der halben Zeit kocht oder, wo immer es geht, die häufig vorhandenen Kochplatten auf den Campingplätzen zu nutzen. Die nächste Anschaffung ist aber trotzdem auf alle Fälle der Soto Windmaster.

 

 

Auch die Werkzeugtipps hatten wir 1:1 übernommen, hatten es bis auf einen Platten aber zum Glück nie gebraucht. Apropos Platten: ich hatte zwar statt der „Salamis“ ebenfalls die Tubeless-Patches besorgt, unterwegs war mir deren Verwendung aufgrund der Milch-Sauerei zu aufwändig und hatte kurzerhand einen Schlauch eingezogen. Das Loch war zwar winzig, aber selbst die doppelte Füllmenge an Dichtmilch hatte es nicht dichtbekommen. Da hatte ich mich gefragt, warum Du Dich gegen die Salamis entschieden hattest, denn eigentlich wäre das Loch damit in wenigen Sekunden repariert (zumindest in der Theorie 😊 ).

 

 

Einen der wenigen Tipps, die wir nicht befolgt hatten, war der Kauf einer Alarmanlage. Auf dem Campingplatz in Stavanger hatten wir die Räder neben das Zelt gelegt und kurz vorm Schlafengehen kam der Nachbar auf uns zu und fragte, ob wir das Schild am Eingang nicht gesehen hatten, welches auf Fahrraddiebe hinweist. Es ist zwar alles gut gegangen, aber wir hatten eine unruhige Nacht und hätten mit Alarmanlage sicher besser geschlafen. Als wir später auf einem anderen Campingplatz eine Bike-Packerin aus Frankreich getroffen haben (die ganz alleine aus Paris bis Bergen gefahren ist), gab sie uns den Tipp, einen ganz dünnen Faden am Hand- oder Fußgelenk mit dem Rad zu verbinden. Wir hatten den Tipp daraufhin umgewandelt, und unser dünnes langes Kabelschloss an einem Laufrad mit ein paar Packtaschen im Zelt verbunden.

 

 

Zu unserer Route: wir wollten zwar gerne auch Deine Tour in abgewandelter Form fahren und aufgrund von zeitlicher Beschränkung einige Passagen mit Bus und Bahn überbrücken, mussten dann aber feststellen, dass es auf einigen Strecken nicht möglich ist, das Rad im Bus mitzunehmen, was man auf den Apps/Hompages der jeweiligen Busgesellschaft herausfinden muss (z.B. VY, NOR-WAY, Kolumbus). Zwischen Geilo und Kongsberg ist z.B. keine Radmitnahme möglich, und so mussten wir schweren Herzens den Plan aufgeben, den Rallarvegen zu fahren.

 

Stattdessen haben wir dann in Küstennähe zwischen Egersund und Haugesund unsere Runde gedreht, was wettertechnisch mit hochsommerlichem Wetter ein Glücksgriff war (inkl. Besteigung des Preikestolen mit Cross-Fahrradschuhen, aus denen ich kurzerhand die Pedalplatten entfernt hatte. Leider hatten hunderte andere dieselbe Idee, obwohl wir bereits um 6 Uhr aufgebrochen sind). Auch mit den tausenden Mini-Steigungen hatten wir (oder zumindest ich) zu kämpfen, da mein Sohn mein leichtes Gravel-Bike genommen hatte und für mich nur ein schweres Tourenrad mit Nabenschaltung und Riemenantrieb übrig blieb. Die 5 kg mehr an Fahrradgewicht zusammen mit 9 kg an überflüssigem Gepäck oder zu schweren Equipments  (z.B. 2 kg für zwei Stühle, 3 kg für veraltete Packtaschen, 1,5 kg Klamotten) musste ich dann mit einer völlig ungeeigneten Übersetzung die bis zu 20%igen Anstiege nördlich von Egersund hochwuchten (aber immerhin ohne Absteigen! 😉 ).

 

 

 

Erschwert wurde die kurzfristige Touren-Neuplanung durch die Fähren und Tunnel. Zu einigen Fähren muss man wissen, dass diese nur anlegen, wenn man diese vorher anruft. Sonst fahren diese einfach am Anleger vorbei, auch wenn der Fahrplan feste Abfahrtszeiten vorgaukelt. So geschehen z.B. zwischen Helgoy und Nedstrand. Hier hatten wir Glück, dass ein norwegisches Paar mit seinem Auto den letzten freien Platz reserviert hatte und nur deshalb die Fähre auch kam. Wir hatten kurz zuvor auch angerufen, bekamen aber zur Antwort, dass wir die Fähre nicht nutzen können und auch am nächsten Tag nicht.  Der Kollege ist aber wahrscheinlich davon ausgegangen, dass wir mit dem Auto mitwollten, und dafür wäre in der Tat kein Platz mehr gewesen, für Fahrräder aber kein Problem. Bei der Fähre zwischen Lauvvik und Oanes gab es die Besonderheit, dass sämtliche Apps nur zwei Abfahrtzeiten am Tag vorgaben (u.a. Ferjesøk | Statens vegvesen oder Entur – nasjonal reiseplanlegger oder Kolumbus AS - public transport in Rogaland).  Pünktlich zusammen mit zig Autos und Wohnmobilen angekommen, von denen nur ein Bruchteil draufpasste, durften wir und die Autofahrer mit Verwunderung feststellen, dass diese Fähre alle halbe Stunde fährt. Die App von Entur kann man ansonsten ganz gut zur Reiseplanung mit Bus, Bahn und Fähre nutzen.

 

 

Mit Tunneln hattest Du kurz vor Stavanger ja auch Deine Erfahrungen gemacht. Einige dürfen von Radfahrern nicht benutzt werden, und man muss Glück haben, dass es eine Buslinie gibt, die auch Räder mitnimmt. Von Stavanger nach Tau gab es zwar diese Möglichkeit, wir wussten aber nicht, dass man nicht beim Busfahrer bezahlen kann. Zum Glück hat er uns so mitgenommen, und wir hatten ihm versprochen, an der Zielhaltestelle nachträglich ein Ticket zu erwerben. Zur Nutzung von Tunneln in Norwegen habe ich übrigens diese Web-Seite gefunden: Map of Norwegian tunnels (cycletourer.co.uk)

 

 

 

Nächstes Jahr werden wir auf alle Fälle einen neuen Anlauf unternehmen, den Rallarvegen und die Gegend rund um Hardangervidda zu erkunden. Dir wünschen wir aber erstmal auf alle Fälle viel Spaß auf Deiner Islandtour und toi toi mit dem Wetter! Das Zelt sollte ja nun nicht das Problem sein 😉 Und auch weiterhin viel Erfolg mit Deiner Homepage! Uns haben die Tipps wie gesagt sehr geholfen und wir sagen nochmals tausend Dank dafür!

 

 

 

Liebe Grüße

Stephan und Hauke

 

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