Als Trainerin sehe viele Leistungsdiagnostiken diverser Institute aus ganz Deutschland. Jede ist anders. Dabei werden im wesentlich zwei Messmethoden angewendet, aber gefühlt 1000 Modelle, nach denen ausgewertet wird. Mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen.
Kürzlich erhielt ich eine Auswertung, in der nach drei verschiedenen Modellen die Trainingszonen berechnet wurden - alle mit unterschiedlichen Schwellenwerten.
Die Fachfrau staunt, der Laie wundert sich.
Eine aufwendige Leistungsdiagnostik in einem spezialisiertem Institut (der Kardiologe um die Ecke reicht meist nicht!) macht Sinn, wenn Du
Technische Voraussetzungen sind:
Hinter allem sollte ein zielgerichteter, individueller Trainingsplan stehen.
Die Kosten für eine Leistungsdiagnostik liegen zur Zeit zwischen €180,- und €400,-
Es gibt verschiedene Arten der Leistungsdiagnostik. Es reicht von Methoden, die mit einfachen Mitteln auf der Strasse/Rolle bis hin zu aufwendiger Messtechnik im Labor durchgeführt werden.
Die gängisten Verfahren sind folgende (sortiert nach Genauigkeit/Aussagekraft und Umfang der erhobenen Daten):
Ziel: Bestimmung der funktionellen Schwellenleistung (FTP) = jene Leistung, die du ca. 60 min halten kannst
Typische Durchführung:
20-Minuten-Test (FTP ≈ 95 % der Durchschnittsleistung)*
Rampentest (zunehmende Belastung bis zur Erschöpfung)
8-Minuten-Test (mehrere Intervalle)
Nachteile: Keine physiologischen Daten (z. B. Laktat, VO₂max)
*Nach meiner Erfahrung aus meinem Traineralltag, ist der Ansatz von der Durchschnittleistung des 20 Minutentests pauschal 5% abzuziehen, um den FTP festzulegen, sehr undifferenziert. Beispiel aus meiner Praxis: ein Crossfahrer, der es gewohnt ist rund 40 Minuten Vollgas zugeben, kann sich in einem 20 Minutentest deutlich mehr verausgaben als ein Langdistanztriathlet oder Ultrafahrer. Hier sollten unterschiedliche Abzüge vorgenommen werden.
Ziel: Bestimmung der individuellen anaeroben Schwelle über Laktatmessungen im Blut.
Durchführung: Stufenweise Erhöhung der Leistung alle 3–5 min, Messung von Laktat & Herzfrequenz.
Ergebnisse:
Trainingszonen (GA1, GA2, EB, SB etc.) nach Leistung (früher nur nach Puls)
Schwellenleistung (Watt an der Laktatschwelle)
Voraussetzung: Powermeter, Pulsmesser, Messtechnik zur Laktatmessung
Vorteile: Sehr genau, zeigt Stoffwechselverhalten.
Nachteile: Aufwand, Blutabnahme, teurer (~100–200 €)
Mein Kommentar: Schwellenwerte anhand der Laktatwerte bestimmen? Für diesen Ansatz gibt es soviele Modelle wie Trainingswissenaftsprofessoren. Unfassbar, wie unterschiedlich gemessene Daten je nach Modell zu völlig anderen Aussagen führen! Dennoch gibt es auch eindeutige Erkenntnisse und Werte aus dem Test. Daher: Gute Methoden, aber mit krisichen Abstand auf die Ergebnisse schauen.
Spiroergometrie (Atemgasanalyse)
Ziel: Bestimmung von VO₂max, Fett-/Kohlenhydratstoffwechsel, Fatmax, Ventilationsschwellen (VT1/VT2 bzw. aerobe/anaerobe Schwelle), Trainingszonen.
Durchführung: Ergospirometrie mit Atemmaske; Messung der Atemgase bei steigender Belastung, idealerweise im Stufentest mit 3 bis 5 minütigen Steigerungen
Ergebnisse:
VO₂max (max. Sauerstoffaufnahme)
Energiestoffwechsel (Fett vs. Kohlenhydrate)
Schwellen für gezielte Trainingssteuerung
Vorteile: Sehr genaue Analyse der Ausdauerleistungsfähigkeit.
Nachteile: Teuer (~180–350 €), Spezialausrüstung erforderlich.
Mein Kommentar: Das liefert verlässliche Werte!
Ziel: Vollständiges physiologisches Profil.
Ergebnisse: Trainignszonen, VO₂max, Fett-/Kohlenhydratstoffwechsel, Fatmax, Ventilationsschwellen (VT1/VT2 bzw. aerobe/anaerobe Schwelle), Erholungsfähigkeit.
Vorteile: Maximale Aussagekraft.
Nachteile: Nur in spezialisierten Leistungszentren, teuer (~250–350 €).
Mein Kommentar: Der Goldstandard. Kann man (aber muss man nicht) zum Start in ein strukturiertes Training machen. Nur bei sehr ambitionierte Athleten regelmäßig durchführen.
In einem strukturierten, zielgerichteten Training setzt man mit spezifischen Trainingsmethoden spezifische Reize in jeder Trainingszone.
Jede Trainingszone wird mit speziellen, differenzierten Trainingsreizen angesprochen.
Nur wer seine Trainingszonen ermittelt hat, kann damit zielgerichtete, wirksame Reize setzen.
Im Grundlagenbereich trainiert man im wesentlichen nach der Dauermethode. Intensivere Reize setzt man durch die Intervallmethoden. Eine Intervalleinheit wird definiert durch Intervalldauer, Anzahl der Wiederholungen, Anzahl der Sätze und Dauer
(Exemplarische Übersicht)
Zwei Beispiele für spezifische Trainingseinheiten:
Im Entwicklungsbereich, d.h. der Intenistätsbereich um den FTP (auch Anaerobe Schwelle oder VT2) ist eine typische Intervalleinheit:
Im hochintensiven Spitzenbereich ist eine typische Intervalleinheit:
Man kann geteilter Meinung sein. Der große Vorteil:
Man lernt anhand objektiver, messbarer Daten, welche Intensitäten sinnvoll sind und entwickelt und schult damit sein Körpergefühl. So vermeidet Über- oder Unterforderung - etwas, was besonders bei Einsteigern häufig zu beobachten ist. Dort ist das Körpergefühl noch nicht hinreichend ausgebildet.
Dagegen sprechen die hohen Kosten, nicht nur für die Leistungsdiagnostik, sondern besonders um die technischen Voraussetzungen zur Umsetzung der Vorgaben zu schaffen. Denn idealerweise benötigt man dazu eine Leistungsmessung, die am Rad leichtmal um die €1000,- kosten kann.
Zwei pragmatische Lösungsvorschläge: Zum einen trainieren auch viele Einsteiger auf einem Smarttrainer. Diese habe eine Leistungsmessung integriert. Für die kurzen Intervalleinheiten ist das eine ideale Lösung. Die langen Grundlageneinheiten können bestens nur mit dem Pulsmesser gesteuert werden.
Ziel: Verbesserung der Leistung bzw. der allgemeinen Fitness, FTP-Steigerung, gezielte Saisonplanung.
Vorteil: Exakte Bestimmung der Trainingszonen (nach Laktat, FTP oder VO₂max) → effizienteres Training.
Diagnostik zu Saisonbeginn und -mitte hilft, den Trainingsfortschritt zu kontrollieren. Leistungsentwicklung kann im Verlauf der Saison durch einfachen FTP- Test überprüft werden.
Das Video zeigt eine Leistungsdiagnostik meiner Trainee B.L. bei Katja Mangold in Merdingen (balance4life.de) .
Katja & ich bieten gemeinsam Workshops für Vereine und Firmen, in denen wir Grundlagen des Smarten Trainings vorstellen und Teilnehmern bei ihnen vor Ort eine Leistungsdiagnostik ermöglichen.
Anfragen gerne über das Kontaktformular.
Ziel: Maximale Leistung und gezielte Wettkampfvorbereitung.
Vorteil: Aufdeckung individueller Stärken/Schwächen (z. B. Schwellenleistung, Laktatbildungsrate, Fettstoffwechsel).
Regelmäßige Diagnostik (alle 3–6 Monate) ermöglicht eine präzise Periodisierung.
Planen meine Trainees eine Leistungsdiagnostik geben ich ihnen folgende Checkliste an die Hand. Damit ist sichergestellt, dass ein Mindeststandard gesichert ist und ich die wirklich wichtigen Werte durch gesicherte Methoden erhalte.
Der Test sollte durch den Athleten gut vorbereitet werden: 2 bis 3 Tage vorher keinerlei intensive Belastungen, auch kein Krafttraining. Ideal am Ende einer Rekomwoche. Am Testtag vor dem Termin normal essen, aber mindestens zwei Stunden vor dem Test keine Kohlenhydrate mehr zu dir nehmen! Anweisungen des Instituts beachten.
Basisdaten & Voraussetzungen
Leistungsparameter
Leistungsparameter
Stoffwechsel & Energiesysteme
Trainingszonen & Ableitungen
Optionale Ergänzungen